ÖPNV-Förderung braucht neuen Ansatz
wir sind der SPD-Fraktion sehr dankbar, dass sie das Thema "Fellbach-Ticket" wieder einmal beleuchtet haben möchte. Allerdings befürchten wir, dass die Verkaufszahlen auch im vergangenen Jahr auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau geblieben sind.
In der Fraktion haben wir uns Gedanken dazu gemacht, wie mit einem kommunalen Zuschuss noch effektiver die Attraktivität des ÖPNV gefördert werden könnte. Dabei sind wir auf das Modell "Shopping for free" gestoßen. Dabei wird samstags im ganzen Stadtgebiet auf ein Fahrscheinentgelt verzichtet. Aus unserer Sicht bringt dieses Modell gleich mehrere Vorteile:
- Kein Ticket lösen zu müssen - auch nicht vorab beim I-Punkt oder an einer anderen Verkaufsstelle - macht es deutlich bequemer, auf einer der vielen Fellbacher Buslinien unterwegs zu sein; damit lassen sich sicher auch "ÖPNV-Muffel" überzeugen, das Auto einfach mal stehen zu lassen.
- Samstags sind die Busse im Stadtgebiet (noch) nicht so stark ausgelastet, wie z.B. unter der Woche im Berufsverkehr.
- Gerade samstags verstopfen viele PKWs die Innenstadtstraßen durch die Parkplatzsuche - darunter leidet die Aufenthaltsqualität in diesen Bereichen.
- Mit der Botschaft "bleib' zum Einkaufen in Fellbach" unterstützen wir zudem auch die Fellbacher Fachgeschäfte.
Unser Busliniennetz in Fellbach ist relativ dicht gewebt. Allerdings gehen wir davon aus, dass das gar nicht jeder weiß, der bisher lieber das Auto zum Einkaufen nimmt. Das kostenlose Angebot setzt hier ein richtiges Signal zum Umstieg - und wer das Busfahren samstags schätzen gelernt hat, wird auch eher unter der Woche auf dieses Verkehrsmittel zurückgreifen.
Interessanterweise baut Kernen - lt. der Berichterstattung diese Woche - ebenfalls gerade die ÖPNV-Förderung aus. Auch dieses Modell des vergünstigten Tagestickets hat Vorteile gegenüber dem preisreduzierten Vierer-Ticket für Fellbach: Es schafft den Anreiz, das Angebot richtig "auszunutzen", also möglichst mehrere Fahrten an diesem Tag mit dem Bus statt dem Auto zu unternehmen.
Sollte das "Shopping for free"-Modell (für das wir sicher einen schöneren Namen finden!) nicht finanzierbar sein oder von den Verkehrsbetrieben abgelehnt werden, wäre das vergünstigte Tagesticket auch eine interessante Alternative für Fellbach. Allerdings sollte der Bezug des Tickets deutlich erleichtert werden. Die geringe Zahl der Verkaufsstellen macht das Angebot leider sehr unpraktisch.
In diesem Sinne bitten wir Sie, in Gesprächen mit den Verkehrsbetrieben zu klären, ob eine Realisierung möglich ist und zu welchem Preis. Idealerweise sollten die Informationen bis zu den Haushaltsberatungen vorliegen.